Mein Tag in Zeiten von Corona - 2

07.04.2020

Wir sprachen Anfang April mit Friederike Koltermann über ihren Umgang mit der Situation.

Friederike Koltermann

Friederike Koltermann (HPR G, Vors. VBE MI)

Schule heute: Wie erleben Sie die aktuelle Situation?

Friederike Koltermann: Auf diese Situation, in der wir uns nun seit drei Wochen befinden, war vermutlich niemand so wirklich innerlich eingestellt. Man hat sie sicher ein wenig durch die Erfahrungen im Kreis Heinsberg auf sich zukommen sehen, aber doch erst richtig realisiert, was es für unsere Schülerinnen und Schüler und auch unsere Kollegien an den Schulen bedeutet, als die Schulmails aus dem MSB die Schulen erreichten. Für meine Arbeit als Personalrätin bedeutete das in erster Linie, die doch recht vielen Anfragen von Kolleginnen und Kollegen sowie auch von Schulleitungen zu beantworten.

Im Laufe der Zeit ließ sich die anfängliche Unsicherheit im Umgang mit der neuen Situation allmählich aus dem Weg räumen. Die Kollegien haben sehr schnell Konzepte entwickelt, wie die Schülerinnen und Schüler mit dem notwendigen Unterrichtsmaterial versorgt werden können. In dem Moment wird schon deutlich sichtbar, wie unterschiedlich die einzelnen Schulen hinsichtlich der Digitalisierung aufgestellt sind.

An einigen Schulen wurden einzelne Umschläge für jedes Kind vorbereitet mit Arbeitsaufträgen für die einzelnen Wochen, die von den Eltern abgeholt wurden. An anderen Schulen konnten die Kolleginnen und Kollegen schon auf die bereits vorhandene Online-Plattform zurückgreifen und Wochenarbeitspläne für die einzelnen Fächer hochladen.

Große Sorge stellte sich bei den Lehrkräften ein, die in die Notgruppenbetreuung eingebunden sind. Die hygienischen Bedingungen an unseren Schulen lassen oftmals sehr zu wünschen übrig. Nachfragen bezüglich notwendiger Desinfektionsmittel oder gar Masken konnten seitens der Schulträger leider nicht zufriedenstellend beantwortet werden.

Gerade unsere jungen Schülerinnen und Schüler lassen sich nun mal nicht auf den eigentlich notwendigen räumlichen Abstand in jeder Situation „programmieren“, somit sind viele Lehrkräfte immer wieder besorgt, sich ohne Mundschutz und Desinfektionsmittel anzustecken. Ich hoffe sehr, dass gerade diese aktuelle Situation für die Schulträger den „Aha“- Effekt produziert und sie zukünftig mehr in die digitale Ausstattung aller Schulen und Schulformen sowie die Verbesserung der hygienischen Bedingungen an unseren Schulen investieren.

Als sehr positiv habe ich den Zusammenhalt in den meisten Kollegien wahrgenommen, sich in allen Fragen gegenseitig zu unterstützen, die diese für alle absolut neue und auch verunsichernde Situation mit sich gebracht hat. Die Fürsorge vieler Schulleitungen ihrem Kollegium gegenüber wurde immer wieder deutlich und hat sicher in den Kollegien für eine besondere Solidarität untereinander gesorgt.      

Sh: Wie gehen Sie mit der Situation um?

Koltermann: Durch die enge Zusammenarbeit unter uns Personalräten und die gute Zusammenarbeit zwischen den Personalräten und den Dienststellen auf den unterschiedlichen Ebenen, können offene Fragen schnell aufgezeigt und geklärt werden. Gerade im VBE nehme ich wieder einmal die gute Unterstützung untereinander bei der Klärung von Anfragen und Problemen gerade in dieser speziellen Situation wahr. Die schnelle Reaktion auf die Schulmails in Form von FAQs auf unserer VBE-Homepage und die VBE-Mails an die Schulen und die Mitglieder unterstützen und stärken die Lehrkräfte. Diese Wahrnehmung wird mir immer wieder zurück gespiegelt von Kolleginnen und Kollegen.       

Sh: Welche Tipps haben Sie für den Berufsalltag?

Koltermann: Meiner Meinung nach leisten die Kolleginnen und Kollegen an allen Schulen und in den unterschiedlichsten Schulformen eine hervorragende Arbeit. Viele nehmen persönlichen Kontakt zu den Schülerinnen und Schülern und den Eltern auf in Form von Anrufen, Mails, und Messengernachrichten, um möglichst in dem engen Kontakt zu bleiben und am Leben der Kinder und Eltern zumindest ein Stück weit noch teilzuhaben und sich ergebende Fragen beantworten zu können. Nachfragen zu Schulaufgaben, aber auch einfach nur die Möglichkeit ein paar persönliche Worte über diese Kommunikationsmedien zu wechseln, werden gerne wahrgenommen. Gerade das Kontaktverbot und die Sorge um z.B. die Großeltern, die dieses Virus in den Kindern auslöst, kann auf diese Art durch die Lehrkräfte zumindest ein wenig aufgefangen werden.   

Sh: Was bedeutet das für den eigenen Alltag?

Koltermann: Für mich persönlich bedeutet diese Situation ebenfalls eine neue Strukturierung meines Alltags und damit verbunden auch dem meiner gesamten Familie. Arbeits- und Freizeiten für jeden Einzelnen müssen quasi festgelegt werden. Durch die sich überschlagende Flut von Mails und Anrufen in den ersten Tagen konnte ich das anfangs noch nicht wirklich gut für mich umsetzen, aber nun hat sich auch in unserer Familie eine Art „Corona-Alltagsstruktur“ entwickelt.  Wir sind dankbar, gerade in dieser Situation doch eher ländlich zu leben und die Möglichkeit zu haben, große Runden mit unserem Hund durch die Felder zu unternehmen. Somit haben alle Familienmitglieder ausreichend frische Luft und Bewegung, um sich vor einem Lagerkoller zuhause zu schützen. Gerade bei schönerem Wetter nutzen wir die Terrasse und den Garten, um uns draußen aufzuhalten, gemeinsame Gespräche zu führen und es auch als „garden office“ zu nutzen. Vor den Familien, die in dieser Situation gerade vielleicht mit kleineren Kindern in einer Stadtwohnung leben, habe ich allergrößten Respekt. Ich wünsche uns allen sehr, dass die aktuellen Maßnahmen sehr bald ihre Wirkung zeigen und wir Stück für Stück in einen neuen Alltag, der sicher auch in den Schulen und in unserem Leben einziehen wird, übergehen können.  


Foto: Koltermann -  Text: VBE/Sh

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